Die Klima App vom WDR

Vom WDR gibt es seit letzter Woche „Die Klima App“, gedacht für Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 16 Jahren und das Thema, klar, ist Klimawandel. Unter anderem sind in der App AR-Teile enthalten, also Augmented Reality, die das gezeigte eindrücklicher zeigen, als es Schulbücher oder normale Videos können. Dazu gibt es dann noch ein Spiel mit dem Ziel das Meer von Müll zu befreien.

Eine sinnvolle Verwendung unserer Rundfunk-Gebühren – zumindest meiner Meinung nach. Wenig überraschend, dass aus Ecken, die schon die ganze Zeit gerne den Klimawandel verharmlosen oder gleich ganz leugnen großes Geschrei kommt. Um genau zu sein aus dem Axel Springer Verlag, da wird in der Welt gewarnt, mit der App würde „der WDR Ängste in Klassenzimmern“ schüren. Noch weiter rechts wird nicht nur behauptet man wäre „die Stimme der Mehrheit“, sondern auch, dass der Zweck der App wäre „Angst vor dem Klimawandel zu machen“. Und ja, ich verlinke diese Dinger hier absichtlich nicht.

Spoiler: Es gibt überhaupt keine Notwendigkeit Angst vor dem Klimawandel und der Zukunft zu machen: Die Angst ist längst da und sie ist leider auch berechtigt. Dazu braucht es keine App, die nichts weiter macht als die Realität zu zeigen! Da wird ja nichts erfunden, das Hochwasser im Ahrtal ist keine Erfindung, der Waldbrand in Gummersbach ist keine Erfindung und der Müll in den Meeren leider auch nicht.

Wer mehr als drei Gehirnzellen zum Denken verwendet und nicht auf Mitmenschen und zukünftige Generationen scheißt muss sich angesichts der Realität Sorgen machen. Gesteckte Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen werden regelmäßig nicht nur bei uns gerissen, Jahr für Jahr neue Temperaturrekorde, immer mehr Extremwetterereignisse und gefühlt passiert einfach nichts. Natürlich ist es nicht so, dass gar nichts passiert – aber es passiert zu wenig, es passiert viel zu langsam und dann wird noch rumgestümpert wie beim Heizungsgesetz.

Nein, es ist nicht die App, die beängstigend ist, beängstigend ist die Realität, die diese App zeigt. Selbstverständlich ist es nicht hilfreich, wenn man angesichts dieser Realität in Fatalismus verfällt, nach dem Motto „wir können eh nichts mehr daran ändern“ lebt und darauf wartet, dass es vorbei ist. Aber es ist hilfreich zu wissen, welche Folgen die von uns verursachten Klimaveränderungen bereits haben und haben werden, die Ursachen genau anzuschauen und dann zu lernen, was man dagegen tun kann (oder eher: muss). Da ist so eine App im Unterricht, entsprechend begleitet, auf jeden Fall eine sinnvolle Sache.

Was aber auf keinen Fall sinnvoll ist: Die Kinder vor der Realität beschützen wollen, die beängstigende Wahrheit verharmlosen und so zu tun, als würde schon alles gut werden ohne etwas dafür tun zu müssen. Die Zielgruppe der 13- bis 16-jährigen ist ja nicht doof und größtenteils im Netz unterwegs…

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