BlueBrixx und „geklaute“ MOCs

Ich hatte ja schon Sets von BlueBrixx gekauft, schließlich muss es ja nicht immer Lego sein – und die beiden Park-Modelle und die Polizeistation sehen ja auch gut aus. Bei der Kiloware, die offenbar eine umgepackte Lego-Kopie ist, ging es dann schon ein wenig in den Graubereich. Aber das Set wird nicht entsprechend beworben, Figuren sind raus, es ist keine Anleitung dabei und das entsprechende Lego-Set ist schon lange nicht mehr verfügbar.

Etwas anders sieht es dann aber aus, wenn man MOCs nimmt und daraus Sets produziert ohne die Designer der MOCs dabei um Erlaubnis zu fragen. Eine Praktik, die bei einigen chinesischen Herstellern leider nicht unüblich ist.

Und falls sich jemand frag, was ein MOC ist: MOC steht hier für My own Creation, Modelle von Lego-Fans (meistens von AFOLs – Adult Fans of Lego), die diese teilweise kostenlos, teilweise gegen Geld anbieten. Wenn man also diese Anleitungen nimmt und kopiert und daraus dann Sets macht, ist man im Bereich des Urheberrechts. Man kann nun darüber streiten, ob wirklich jedes Modell unter den Schutz des Urheberrechts fällt, das sind juristische Fragen, die an anderer Stelle geklärt werden müssten.

Aber unabhängig von der rechtlichen Frage ist es schlicht und ergreifend eine ziemlich beschissene Aktion, so was zu machen. Natürlich ist es in erster Linie ein Problem mit den Herstellern, aber natürlich betrifft es irgendwann auch Händler in Deutschland, die solche Sets einführen und hier verkaufen. Recht ausführlich hat Johnny die Problematik aus Sicht eines Händlers besprochen.

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Klar, niemand, auch kein Händler oder Importeur kann wirklich alle MOCs kennen und immer sicher sein, dass es sich bei einem Modell nicht um eine Kopie eines MOCs handelt. Praktisch immer kommen entsprechende Hinweise dann aus der Community. Was man dann als Händler machen sollte? Ich weiß es auch nicht…

Jetzt gab es solche Fälle bei BlueBrixx und man muss ihnen zugestehen, dass sie es richtig machen wollten. Im Fall von zwei Häusern im Modular-Style – die mir durchaus zugesagt haben – wollte BlueBrixx dem Designer Geld zahlen für das Okay, sie zu importieren und zu verkaufen. Nach einer ersten Zusage per Mail, wollte der Designer das dann aber doch nicht, über die Gründe kann man am Ende nur spekulieren, aber aus dem Mailverlauf – der leider nicht mehr online ist – kann man schließen, dass der Designer auf dem Weg nicht den „Diebstahl“ des Hersteller „legalisieren“ wollte. Aber das ist reine Spekulation.

Fakt ist: Der Designer wollte das nicht und laut den Mails hatte BlueBrixx das akzeptiert und plötzlich waren die Sets doch im Verkauf bei BlueBrixx. Es folgte dann eine Kontaktanbahnung zum Hersteller, eine Forderung von 10.000 Euro an die Hersteller (aus der BlueBrixx in einer Stellungnahme 20.000 gemacht hat), die nicht akzeptiert wurde und eine Überweisung von BlueBrixx an den Designer, die der zurück gehen liess.

Bei Stonewars ist das alles – und anderes rund um BlueBrixx – sehr ausführlich dargestellt. Es bleibt auf jeden Fall ein merkwürdiges Gefühl, wenn es um das Geschäftsgebaren des Unternehmens BlueBrixx geht. Gerade nachdem man sich dort bei der einstweiligen Verfügung von Lego als großen Verteidiger der Community dargestellt hat, bleibt zumindest bei mir das miese Gefühl, dass BlueBrixx die Community eben auch verarscht, wenn man damit ein paar Euros verdienen kann.

Lustig ging und geht es in den diversen Gruppen bei dem Thema ab: Den einen ist es scheißegal, mit welchen Methoden ein Unternehmen arbeitet und andere lassen sich dann lang und breit darüber aus, wie unsympathisch sie doch die Menschen hinter BlueBrixx bzw. vor der Kamera im „Noppenstein-Studio“ finden und alleine schon deswegen dort nie was kaufen würden. Teilweise ganz amüsant, aber eben auch verdammt nervtötend. Ich hatte in meinem Leben mehr als genug Fanboy-Diskussionen (und ich gebe zu: auf beiden Seiten), egal ob es um Atari vs. Commodore, Apple vs. Microsoft, Linux vs. Microsoft, Linux vs. Apple ging. Da brauche ich echt nicht auch noch Lego vs. BlueBrixx (und die ganze Schar von Herstellern). Ich bin zu alt für diesen Scheiß ?

Im Zuge der Diskussionen gab es auch mehrmals die Frage, warum die Hersteller nicht einfach die Steine für ein MOC als Set verkaufen und für die Anleitung(en) auf die Designer verweisen? Die Fans hätten eine günstige Möglichkeit alle Steine für ein MOC zu bekommen (ja, es gibt BrickLink, aber die Steine für ein Modular Building summieren sich da schnell auf mehrere hundert Euro), die unabhängigen Designer würden mehr Aufmerksamkeit bekommen und ihre Anleitungen verkaufen und die Hersteller ihre Steine. Da hätten alle was von, oder?

Nachdem ich echt dachte, dass BlueBrixx ein Händler sein könnte, der eine gute Quelle für alternative Noppensteine darstellt, bin ich mir da echt nicht mehr sicher. Es ist mir ehrlich egal, ob der Chef tatsächlich ein echter Noppenstein-Fan ist oder er das alles nur verkauft, weil er damit Geld verdienen will. Auch müssen mir die Mitarbeiter in ihren Werbevideos zu den Sets nicht sympathisch sein. Aber wenn ich den Eindruck bekomme, dass das Unternehmen zwar behauptet, dass ihnen die Community wichtig wäre, sie dann aber auf der anderen Seite eben diese Community für ein paar über den Tisch ziehen, verarschen und belügen würden, dann vergeht mir persönlich die Lust darauf, dort Geld auszugeben.

Mir wäre es ja keinen Blogbeitrag wert gewesen, wäre da heute nicht der BlueBrixx-Newsletter gekommen, in dem die betroffenen Sets weiterhin mit der Behauptung versehen sind, man hätte den Designer des MOC finanziell vergütet. Denn das hat man nicht – klar, man hat es versucht, aber mehr halt nicht…

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